An einem Samstagnachmittag, Ende Mai, machte sich eine kleine Gruppe unter der Führung von Jürgen Klotz aus Korb auf den Weg nach Stuttgart zur Gedenkstätte am Nordbahnhof.

Unsere Führung begann auf dem Pragfriedhof, genau auf dem Weg, den zwischen 1941 und 1945 über 2500 jüdische Menschen aus Stuttgart und ganz Württemberg vom Killesberg aus zum Nordbahnhof nehmen mussten.

Eindringlich schilderte uns Jürgen Klotz, wie sich die Menschen mitsamt ihrem Gepäck in der Ehrenhalle auf dem Killesberg einfinden mussten. Von dort aus ging es dann in langen Märschen über den Pragfriedhof zum Nordbahnhof. Vorbei an Friedhofsbesuchern, Passanten auf der Straße, Wohnhäusern und sogar an einer Kirche.

Auf dem Friedhof hat uns Jürgen anhand vieler Alltagsbeispiele sehr deutlich vor Augen geführt, dass die Verfolgung der Menschen jüdischen Glaubens allgegenwärtig war, beim Schulbesuch, bei der Arbeit, bei Wohnraum, bei der Arbeit, bei Arztbesuchen, bei Einkäufen, in allen Lebensbereichen wurden Menschenjüdischen Glaubens ausgegrenzt, diskriminiert, verleumdet und verfolgt, am Ende grausam ermordet.

Bedrückt machten wir uns auf den Weg zur Gedenkstätte Nordbahnhof. Denselben Weg, den die Juden Stuttgarts und Württembergs damals gegangen sind, vorbei an denselben Gräbern.

Von 1941 bis 1945 wurden vom Stuttgarter Nordbahnhof aus Juden aus Württemberg und Stuttgart in Konzentrationslager deportiert. Insgesamt fuhren zwölf Deportationszüge in die Vernichtungslager nach Osteuropa. Noch heute sind die Schienen und Prellböcke von damals zu sehen. Die Stiftung „Geißstraße 7“ gab den Anstoß, aus den noch vorhandenen Gleisen und Prellböcken eine Gedenkstätte zu gestalten.

Die Namen der Opfer sind an einer 70 Meter langen Mauer angebracht, später wurden die Namen der von Stuttgart aus deportierten Sinti und Roma hinzugefügt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten nur etwa 180 Juden ins ehemalige Land Württemberg zurück. Alle anderen wurden entweder nach Zwangsarbeit erschossen, oder in den Gaskammern der Vernichtungslager ermordet. Jüdische Gemeinden gab es 1945 in Württemberg nicht mehr.

Zu einer schwäbischen Besichtigung oder Führung gehört normalerweise die Einkehr in eine Wirtschaft. Danach war uns an diesem Nachmittag nicht.  Jürgen hat uns dann auf der Stuttgart 21 Baustelle die Reste der ehemaligen Wagenhallen, einen Teil der Stuttgarter Subkultur gezeigt.

Nachdenklich und mit dem Gedanken „Nie wieder!“ sind wir nach Hause gefahren.